Bonding - More than materials | Herrmann Ultraschall

MATERIAL DER ZUKUNFT Herr Ochs, Sie beobach- ten schon länger, wo die Reise hingeht? Da wir Maschinen und Sys - teme zum Verbinden von Kunststoffteilen fertigen, habe ich die Presseberichte zum Thema Kunststoffe und deren Zukunft schon einige Jahre im Blick. Das Geschäftsmodell Plastik aus Erdöl stößt an seine Grenzen, außerdem ist die Branche wegen des Plas- tikmülls in der Umwelt in der Kritik. Vieles ist im Umbruch: Das große Ziel ist die Kreislaufwirtschaft und biobasierte Kunststoffe. Das Interesse, biobasier - te Kunststoffe auf ihre Ultraschall-Schweißbarkeit zu prüfen, schwelte daher schon einige Zeit. Und dann haben Sie die Initiative ergriffen? Im Fernsehen sah ich einen Bericht über die Firma Tecnaro und deren tech- nische Polymere, die bis zu 100 % aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen und, je nach Variante, biologisch abbaubar sind. Damit hatte ich einen interessanten, lokalen Hersteller gefunden. Ich bestellte Biokunststoff - granulat mit vergleichbaren mechanischen und ther- mischen Eigenschaften zu Polycarbonat und ABS, das wir als Standardmaterial für unsere Probekörper verwenden. Der erste Schritt war die Herstellung von Probekörpern aus dem Tecnaro-Material durch unseren Partner Barlog. Somit war eine einheitliche Ausgangsbasis gegeben, um die Schweißbarkeit, Zug- und Druckbeständigkeit bei uns im Labor testen und vergleichen zu können. Was waren die Ergebnisse? Auf nachwachsenden Rohstoffen basierte Bio- Kunststoffe sind mittels Ultraschall verschweißbar und können grundsätzlich mit ähnlichen Parametrie- rungen verarbeitet werden. Dabei zeigte sich in Zug - versuchen, dass auch der hauptsächlich aus Lignin (flüssiges Holz) bestehende Bio-Kunststoff beachtliche Festigkeitswerte erreichte, die getesteten Bio-Com- pounds sogar innerhalb der üblichen Anforderungen liegen. Was ist Ihre Einschätzung für die Zukunft? Noch spielen technische Biopolymere eine unter- geordnete Rolle in der Produktion, aber als Fügespezialist stehen wir der Kunststoffindus- trie jederzeit auch für Forschungsarbeiten zur Verfügung, wenn es darum geht, Zukunftstrends zu untersuchen und mit zu entwickeln. Übrigens teste ich gerade in meinem Garten, wie sich der Bio-Polymer in der Erde, im Wasser und an der Luft verändert und abbaut. Ich bin sehr gespannt (lacht)! Die meisten industriell verwende- ten Kunststoffe sind immer noch erdölbasiert. Wie wird sich der Einsatz biobasierter, also aus organischer Masse hergestellter Kunststoffe, auch Bio-Polymere genannt, entwickeln? Und noch viel spannender ist die Frage, ob sich diese auch verschweißen lassen? Fragen an Jochen Ochs im Ultraschall-Labor. Nach dem Ultraschall-Füge- prozess wurde der Probe- körper aus dem Bio-Polymer aufgeschnitten und unter- sucht. Das Ergebnis zeigt eine einwandfrei homogene Verschweißung. 127

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