Bonding - More than materials | Herrmann Ultraschall

1 2 4 3 „VON WALTER UND SEINER FRAU INGEBORG HABE ICH FÜRS LEBEN GELERNT.“ 1 Jürgen Pfrommer war Bob-Pilot, der mit dem Goldstadt- Vierer aus Pforzheim viele Erfolge eingefahren hat. 2 Endlich wagte sich ein Herrmann in den Eiskanal ... 3 ... wie hier Thomas Herrmann bei der Seniorenmeister- schaft in Innsbruck 2020. 4 Beruhigt kann Jürgen Pfrommer 2021 in den Ruhestand gehen – der Nachwuchs steht in den Startlöchern. Ein Freund von Jürgen Pfrommer hat ihn 1974 zu Herrmann geholt, ein Elektroniker wurde gesucht. Sein Vorstellungsgespräch wird Pfrommer nie vergessen: „Walter Herrmann saß in seinem Büro an einem großen, massiven Schreibtisch und hinter ihm waren die Geweihe aufgehängt“, so Jürgen Pfrommer. „Ich war so nervös und dieses Geweih, das war be- stimmt ein Fünfzig-Ender. Zwei Minu- ten haben wir geredet, zwei Wochen später habe ich angefangen – den Arbeitsvertrag gab es erst hinterher.“ Über 46 Jahre ist dieser Tag nun her. Pfrommer ist eigentlich schon reif für den Ruhestand. Ein Jahr hat er noch verlängert – „aber dann ist irgend- wann auch mal gut!“ zurück, er hat zunächst eine ‚Fin- dungsphase‘ gebraucht – und dann ist es in riesigen Schritten aufwärtsge- gangen.“ Expansion nach China und Japan, mehr Tech-Center auf der Welt und mehr Mitarbeiter. Walter Herrmann, auf den lässt Jürgen Pfrommer nichts kommen. „Das war ein Chef, unvorstellbar. Wir waren ja auch nicht dumm und wenn wir nicht weitergekommen sind, dann mussten wir ihn doch fragen, denn er hatte immer eine Idee oder einen Lösungsvorschlag. Er ist echt phäno- menal“, sagt Pfrommer. Ein Mentor sei der Chef gewesen, habe seine Mitarbeiter geformt und gefördert, „auf ein Level, auf dem er einen ha- ben wollte.“ Jürgen Pfrommer weiter: „Wenn man so weit war, dann hatte man alle Freiheiten in der Firma. Er hat dann selten etwas hinterfragt, weil er wusste, dass es funktionierte.“ VORBILDFUNKTION 19 Jahre war er damals alt, Wal- ter Herrmann war für den jungen Mitarbeiter eine Art Vorbild. „Ich hatte nur Unsinn im Kopf“, sagt Pfrommer und lacht. „Walter war beeindru- ckend, ist er auch heute noch. Ich habe wahnsinnig viel von ihm und seiner Frau gelernt: Wie man mit Geld umgeht zum Beispiel. Ich habe mir das nur ein bisschen abschauen müssen, dann habe ich gewusst, wie das Leben funktioniert, wie man nach vorne kommt.“ Ein bisschen ist Jürgen Pfrommer daher bereits ein Familienmitglied. „Ich bin mit dem Chef per Du, er mit mir. Auch mit Ingeborg. Wir müssen sehr froh sein, dass sie in der Firma war. Sie hat immer nach dem Geld geschaut, jeden Pfennig umgedreht. Das war wichtig in so einer Firma wie wir sie waren vor über 45 Jahren.“ Die Kinder von Walter und Ingeborg Herrmann waren nur ein paar Jahre jünger als Jürgen Pfrommer. „Thomas war 12 oder 13 Jahre alt, Sabine 15. Ich war mit Thomas Motocross fahren hinten im Steinbruch – das hat Walter gar nicht gerne gesehen“, sagt er lachend. „Ich glaube, Thomas war immer froh, wenn er mit uns Großen hat mitkommen dürfen.“ Trotz solch mitunter waghalsigen Aktionen, Jürgen Pfrommer hat den Firmengründer nur einmal „an die Decke gehen“ sehen. „Da hat jemand Mist gebaut und wir hatten eigentlich schon gesagt ‚Schwamm drüber‘, als sich einer gemeldet hat und meinte, er hätte gewusst, was falsch war, hatte aber niemandem etwas gesagt. Da ist Walter vom Stuhl aufgesprun- gen, hat den Tisch noch fast umge- worfen. Das war aber das einzige Mal, das ich ihn so erlebt habe.“ EINSCHÜCHTERND Der Senior-Chef war es auch, der Pfrommer beigebracht hätte, dass ein Hobby neben der Arbeit wichtig und Gesundheit das höchste Gut sei. „Nach der Arbeit ist er zur Jagd, um 18 Uhr hat er Feierabend gemacht und ist los – da konnten wir Jungen uns viel abschauen von ihm. Bis heute!“ Jürgen Pfrommer hat sich einen Ausgleich gesucht und Sport gemacht. „Ich bin lange Jahre Bob gefahren und war ziemlich erfolgreich. Dabei konnte ich das, was ich von Ingeborg und Walter gelernt habe, gut brauchen: Sponsoren finden und immer besser sein als die anderen. Das hat mich weit gebracht.“ Was anfangs „nur zum Spaß“ gedacht war, entwickelte sich zu einer Karrie- re, die 1986 beim Weltcuprennen in Sarajewo abrupt endete. Ein tra- gischer Sturz zwang ihn zum Auf- hören. Die Leidenschaft von Jürgen Pfrommer für den Eiskanal hat Walter Herrmann nie geteilt, trotzdem hat er ihn unterstützt. Einer der Herrmanns hat sich dennoch mittlerweile in die Bahn getraut. Thomas Herrmann folgte einer Einladung von Pfrommer zum Bobfahren im Eiskanal während der Europameisterschaften für Senioren in Innsbruck. „Ich habe früher schon Gästefahrten gemacht, dabei hat man eine große Verantwortung. Als wir unten angekommen sind, musste ich doch sehr lachen über Thomas, den hat es ordentlich durchgeschüt- telt bei dem Tempo im Eiskanal. Aber er fand’s toll!“ JÜRGEN PFROMMER DER GELERNTE ELEK- TRONIKER, KAM 1974 IN DAS UNTERNEH- MEN. FRÜHER KONNTE JEDER ALLES, AUCH DER PROFI-BOBFAH- RER. HEUTE IST ER ALS SERVICE-SPEZIALIST IM GESCHÄFTSBE- REICH PACKAGING TÄTIG UND WELTWEIT FÜR MASCHINENOP- TIMIERUNGEN, INBE- TRIEBNAHMEN UND KUNDENBETREUUNG UNTERWEGS. 103 102

RkJQdWJsaXNoZXIy NTg5MTA=